Mein erster Marathon
Irgendwann im Herbst 2002 sprach Günther Schütte beim mittwöchlichen "Wettkampf" des Lauftreffs vom Tus Eversten das Thema Marathonvorbereitung an. Das bedeutete: Anmeldung zum
Karstadt-Ruhrmarathon und jeden Sonntag um 9 Uhr Treffen auf der Hundsmühler Höhe, um immer längere Strecken zu laufen.
Am 1.12.2002 ging es los mit den Sonntagläufen. Günther hat immer hervorragend darauf geachtet, dass wir Neuen (Iris, Marion, Ludger und ich) nicht völlig überfordert wurden und hat immer gewusst, wann er die anderen teilnehmenden "Profis" (meistens waren dabei: Rolf, Dirk, Ralf, Hendrik, Heiko) bremsen musste.
Wir sind wechselnde Strecken (am Küstenkanal oder an der Hunte entlang usw.) bei wechselnden Wetterbedingungen (Schnee, Eis, Sonne, manchmal Regen ...) gelaufen. Meistens hat diese Schinderei sogar Spaß gemacht.
Iris und ich sind dann am 11.5.2003 tatsächlich den
Karstadt-Ruhrmarathon gelaufen, Marion konnte leider aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen, Ludger hatte seine erfolgreiche Marathonpremiere auf den
Hasetal-Ruhrmarathon verschoben.
Hier die Chronologie:
- 10.9.2002: Kardiologische Untersuchung und Belastungs-EKG
- 26.11.2002: Anmeldung zum Marathon über Internet
- 30.11.2002: Leistungsdiagnostik
- 1.12.2002: Erster langer Sonntagslauf
- 8.3.2003: 25 km-Straßenlauf des VfL Oldenburg. Nieselregen, 6 Grad,
unterwegs praktisch keine Verpflegung. An dem Lauf werde ich nicht
wieder teilnehmen.
- 17.3.2003 - 26.3.2003: 2 Wochen Trainingspause wegen Grippe.
Das wirft mich zurück. Statt 30 km muss ich wieder bei 20 km anfangen. Ab jetzt laufe ich auch meistens allein und Samstags, die anderen sind mir doch etwas zu schnell und mir passt der Samstag besser.
- Osterferien auf Borkum: Die Höhepunkte in der Vorbereitung.
12.4.2003 29 km
18.4.2003 32km
Das muss reichen.
-
10.5.2003:
- 9:30 Treffen bei Rolf
- 9:40 Abfahrt. Dirk, Ralf und Günther fahren. Ich sitze bei Dirk und Rolf im Auto.
- 10:40 Pipipause Tecklenburger Land
- 11:40 Parkplatz A43: Ratlosigkeit wegen Fahrstrecke
- 12:30 kleiner Umweg über Gelsenkirchen (schöne Allee)
- 13:00 Ankunft JH Essen-Werden
- 14:00 Aufbruch Richtung Dortmund
- 15:00 Parkplatz Westfahlenstadion (Remydamm S-Bahn) Hier läuft gerade ein Fußballspiel, mit der S-Bahn in die Innenstadt
- 15:45 Startunterlagen und Chip abholen. Ich lasse den Verein nachtragen und kaufe vorsichtshalber zur Erinnerung ein T-Shirt.
Meine Startnummer ist 6339
- 16:30 wieder Westfalenstadion, Wir sind schneller als die Fußballfans.
- 17:30 wieder Jugendherberge, Günther und Rolf gehen noch Joggen
- 19:30 Treffen zum Essen gehen (La Colomba)
- 20:55 Pizza ist fertig, Rolf und Günther schaffen ihre Riesenpizza nicht
- 21:40 zurück zur JH
- Aufstieg im Bistro der JH mit ein paar Bierchen begießen
- 11.5.2003 Es wird ernst!
Obwohl Rolf und Günther gestern abend ihre Pizza nicht ganz aufgegessen haben, scheint das Wetter heute gut zu werden (zu gut, wie sich später herausstellt: Sonne und ca. 24 Grad im Schatten)
- Ankunft ca. 8:30. Wir ziehen uns um und geben die Rucksäcke bei den vorgesehenen LKW ab.
Noch mal Pipi machen und Startblock suchen. Den finde ich nicht, dafür stehe ich plötzlich ziemlich weit vorne im Startbereich. Bin aber nicht der einzige, der sich hierher verirrt hat. Ralf rät mir hier zu bleiben.
- 9:38 Endlich geht es los. Grönemeier hat den Startschuss abgegeben.
Hui, da kommen aber einige Hügel auf mich zu!
Ich nehme mir fest vor, den Puls möglichst bei 150 zu halten.
Werde ständig überholt.
- bei Kilometer 10 ging es mir noch gut, gerade wurde ich von Sigrid und Günther überholt. keine tolle Zeit, aber immerhin.
- Kilometer 13: Ich spüre meine Beine, dabei ist das doch bisher nur eine lächerliche Trainingsentfernung
- Kilometer 20: Ich werde von Manuela Kieler überholt.
- Kilometer 21: Erster (und einziger) Gedanke aufzuhören:: einfach mit den Halbmarathonis rauszulaufen, in den Bus setzen und nach Dortmund fahren lassen.
- Halbmarathon: Weiter! Wozu sonst die Vorbereitung? Und: über 30 km bin ich doch im Training schon gelaufen. Also weiter.
- Kilometer 23: Links raus und Pipi machen
- Kilometer 27: Rechts raus und ein Ei legen, mindestens 3 min Verlust. Im Nachhinein war der Abschnitt 20-30 km der Schwerste (zumindest im Kopf), aber durch Zuschaueranfeuerung nicht der schlechteste.
- Zwischendurch: Immer wieder von Mitläufern auf Eversten, Brunnenlauf oder Oldenburg angesprochen
- Kilometer 30: Jetzt sind es nur noch 4 Verpflegungsstationen. Also Durchhangeln von Station zu Station und dort kurze Gehpausen.
- zwischendurch: Tolle Anfeuerung durch Zuschauer:
Abklatschen von Kinderhänden,
"Reinhard du schaffst das"
"Reinhard du siehst aus wie Werner Lorant"
- Ungefähr Kilometer 35: Das Mädchen neben mir läuft genau mein Tempo - und stört meine Pulsuhr (die läuft mit 176).
- Die Kilometer werden komischerweise immer länger. Jetzt muss doch langsam das 36km-Schild auftauchen. Wo bleibt das Scheiss-Schild? Habe ich es übersehen und es kommt gleich die 37 km-markierung? Endlich - aber es ist das 36km-Schild!
Immer mehr Läufer machen jetzt Gehpausen und ich darf auch mal einige überholen.
- Der letzte Kilometer: Jetzt werde ich komischerweise schneller, es geht zum Ende. Auf den letzten Metern sprintet hinter mir noch einer los und überholt mich und noch ein paar andere: so ein Held! Ich bin da, froh, gar nicht wirklich kaputt, ich habe es geschafft!
- Rucksack abholen und Finisher-T-Shirt kassieren
- Die Duschen sind versifft, das Wasser kalt. Also ein wenig Katzenwäsche, das reicht.
- Ich gehe zum Treffpunkt. Die anderen warten schon.
Günther besorgt noch meine Urkunde, dann mit Bus und Autos wieder Richtung Heimat
- Und nach dem Lauf: 2 Tage Muskelkater (besonders beim Treppensteigen) und 10 Tage Schmerz im linken Fuß. Sonst alles ok.
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